Festung-HU-im-DJK

Geschichte Hanaus

Römische Militäranlagen, die Burg Hagenove, Stadt- und Marktrechte 1303, Neustadtgründung 1597, Judenstättigkeit 1603, Belagerung im 30-jährigen Krieg, Hanauisch-Indien in Südamerika, Schlacht bei Hanau 1813, Wilhelmsbader Fest 1832, Hanauer Ultimatum 1848, Gründung von Heraeus und erstes Dunlopwerk auf dem Kontinent, Gold- und Silberschmiedekunst, Militärstandort, Zerstörung am 19. März 1945 oder Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg - nur einige Stichworte für geschichtliche Marksteine, die an dieser Stelle vorgestellt werden.

 

ZEITTAFEL

Vorgeschichte, Römerzeit und Frühmittelalter

Als älteste menschliche Hinterlassenschaft im Altkreis Hanau darf ein vermutlich altpaläolithisches Steinartefakt aus Rodenbach gelten. Weiterhin ist eine Blattspitze aus Rüdigheim ein eindeutig altsteinzeitliches Fundstück, und auch am nördlichen Stadtrand gibt es ebenso wie auf der Steinheimer Seite Funde aus dem Paläolithikum.

Die ersten Funde nach der Sesshaftwerdung der Menschen datieren in die Zeit der Linearbandkeramik (Jungsteinzeit, 5700-4900 v.Chr.) und stammen aus Hanau-Mittelbuchen. Weitere vorgeschichtliche Kulturen haben zahlreiche Spuren im Hanauer Raum hinterlassen. Da es sich um schriftlose Kulturen handelt, sind wir zu ihrer Erforschung auf die Archäologie angewiesen. Der Hanauer Geschichtsverein kommt diesem Interesse im Rahmen einer eigenen Arbeitsgemeinschaft entgegen.

Mit dem Vordringen der Römer an den Rhein (58-49 v.Chr.) unter C. Iulius Caesar ergreift erstmalig eine Kultur Besitz von unserem Raum, die sich der Schrift bediente. Zu diesem Zeitpunkt lebten in der Wetterau vermutlich keltische Stämme, deren oppida (stadtartige Höhensiedlungen) auf dem Glauberg, dem Dünsberg bei Gießen und im Taunus nachgewiesen wurden. Im Hanauer Stadtgebiet wurden unlängst keltische Siedlungsreste an der B 43a bei Klein-Auheim ausgegraben.
Die politische Macht der Kelten scheint zur Zeit der Ankunft der Römer schon weitgehend kollabiert zu sein. Südlich des Mains hatten sich bereits germanische Stämme niedergelassen, die als Neckarsueben bezeichnet werden. Vermutlich waren sie im 1. Jahrhundert v.Chr. aus dem Elbegebiet eingewandert.

Zunächst bildete der Rhein die Grenze des römischen Reichs. Erst mit den Chattenfeldzügen Kaiser Domitians 83-85 n.Chr. kam die Wetterau endgültig unter römische Kontrolle. Vermutlich im Zusammenhang mit diesen Feldzügen wurde im Bereich der Kesselstädter Altstadt ein großes Steinkastell angelegt, welches dem Ort aller Wahrscheinlichkeit nach den Namen gab. Noch heute orientieren sich einige Straßenzüge dort an der einstigen Kastellanlage, obwohl diese anscheinend nur sehr kurze Zeit bestand. Die Kastellmauer war mit Zwischentürmen bestückt. Der Ausbau in Stein in dieser frühen Phase sowie die Größe geben dem Archäologen Rätsel auf: Mit einer Mindestgröße von 14 ha reicht das Kastell Kesselstadt an Lager heran, die für eine Legion vorgesehen waren (zum Vergleich: Doppellegionslager Mainz 36 ha; Limeskastell Saalburg 3,2 ha). Spuren einer Innenbebauung fanden sich nicht. Vermutlich wurde das Kastell noch während des Baus wieder aufgegeben, möglicherweise im Zusammenhang mit dem Aufstand des Mainzer Legaten L. Antonius Saturninus 88/89 n.Chr.
Anstelle des Kastells Kesselstadt wurde nicht weit entfernt das wesentlich kleinere Kastell Salisberg angelegt. Wie die Neuentdeckung zweier Kleinkastelle in Hanau-Mittelbuchen 2001 durch den HGV gezeigt hat, gehörte es vermutlich zu einer früheren Limesstrecke, die von Ober-Florstadt über Heldenbergen und Mittelbuchen zur Kinzigmündung führte. Die namentlich nicht bekannte Truppe wurde mit Errichtung der endgültigen Limeslinie (von Marköbel über Rückingen nach Großkrotzenburg) abgezogen. Während das Kastell selbst nur teilweise ergraben werden konnte, fanden sich die Spuren des zugehörigen Kastellbades auf dem Kesselstädter Friedhof, wo sie heute restauriert und anzusehen sind. Die dort gefundenen Ziegelstempel legen nahe, dass die Aufgabe schon im ersten Jahrzehnt des 2. Jahrhunderts stattfand. Eine kleine Zivilsiedlung blieb an verkehrgünstiger Stelle auf dem Salisberg bestehen. In der Nähe des Mainknies führte eine römische Brücke über den Fluss.
Ein weiteres römisches Kastell in der Hanauer Gemarkung befindet sich am Neuwirtshaus im Unterholz. Es handelt sich um ein Kleinkastell, das innerhalb eines Sumpfgebietes einen kleinen Übergang an einem vorgeschichtlichen Weg, der so genannten Birkenhainer Straße sicherte.

Mit dem Zusammenbruch des Limessystems in der Mitte des 3. Jahrhunderts endete die römische Herrschaft rechts des Rheins. Alamannische Stämme ließen sich in der Wetterau nieder. Erneut stehen wir in der Spätantike und dem frühen Mittelalter einem Mangel an schriftlichen Zeugnissen gegenüber. Ammianus Marcellinus, ein römischer Autor, nennt den alamannischen Teilstamm der Bucinobanten im ehemaligen römischen Gebiet. Die germanische Landnahme ist im Hanauer Raum durch zahlreiche Grabfunde belegt. Die Germanen dieser Zeit bestatteten üblicherweise in Reihengräberfeldern und als Körperbestattung. Solche Funde gibt es u.a. aus Langenselbold, Kilianstädten, Langendiebach, Dörnigheim und Windecken. Auch der Ringwall „Alteburg“ am Kinzigheimer Hof dürfte aus dieser Zeit stammen, jedoch ist die Datierung aufgrund weniger Funde unklar.

In der Zeit König Chlodwigs kommt unser Gebiet unter fränkische Herrschaft (Schlacht bei Zülpich 496 n.Chr.). Die meisten Ortsnamen des Maingebiets mit Endungen auf -heim und -bach sind fränkischen Ursprungs. Die Franken teilten das Gebiet in Gaue auf (Rhein-, Nied-, Main und Rodgau). Im 8. und 9. Jahrhundert nach Christus setzt sich spätestens in unserem Gebiet das Christentum durch (Gründung des Klosters Lorsch 764, Fulda 744). Damit endet auch die Sitte, den Toten Beigaben mit ins Grab zu legen und damit eine wertvolle Datierungsmethode frühmittelalterlicher Gräber und Kirchen. Mit dem Christentum hält in den Klöstern aber auch wieder eine Form der Schriftlichkeit Einzug. Dem Lorscher Kodex, einer Zusammenstellung von Dokumenten (meist Schenkungen) des Klosters, verdanken wir zahlreiche erste Nennungen von Ortsnamen im Mittelalter. Im frühen 12. Jahrhundert gibt es erstmalig Urkunden, die auf die Existenz der Siedlung Hanau verweisen. Sie stammen entweder aus Fulda oder dem erzbischöflichen Archiv in Mainz und beziehen sich zunächst auf die Adligen, die sich im Verlauf des Mittelalters mehr und mehr durch Angabe ihres Herkunftsortes kennzeichnen.

 

Hoch- und Spätmittelalter

1122 In den landesherrlichen Urkunden des Mainzer Erzbischofs tauchen seit 1122 mehrere "Grafen" (comites - zu dieser Zeit allerdings nicht unbedingt vergleichbar mit dem späteren Reichsgrafenstand) auf, die sich "von Buchen" nennen. Sie treten als Zeugen bei verschiedenen Beurkundungen auf. 1122 ist dies zunächst Dammo von Buchen, später auch sein Bruder Siegebodo. Dammo reist in den nächsten 13 Jahren sechsmal als Zeuge von Urkunden nach Mainz, sein Bruder sogar in einem Jahr dreimal.

1143 Im Jahr 1143 muss Graf Dammo wieder testieren, jetzt nennt er sich allerdings nicht mehr Dammo von Buchen, sondern Tammo von Hanau (Tammo de Hagenouwa), im selben Jahr sogar dreimal. Im nächsten Jahr nennt er sich wieder Dammo von Buchen und hat seinen Sohn Arnold dabei. Bis zum Jahr 1145 erscheint er dann noch 11 mal als Dammo von Hanau.

bis 1191 Arnold nennt sich noch einmal Arnold von Buchen, danach erscheint er 17 Jahre lang (21 mal) als Arnold von Hanau. Zuletzt 1175 auf einer Mainzer Urkunde als Dammo (der Jüngere) von Hanau. Danach scheint es einen Wechsel in der Herrschaft gegeben zu haben, denn nun tauchen unter den Herren (!) von Hanau einheitlich neue Namen wie Philipp, Reinhard und Ulrich auf. Möglicherweise wurde nach dem Aussterben der Grafen das Lehen an einen Gefolgsmann vergeben, der aber nicht zum Stand der Reichsgrafen gehörte. Anfangs ist noch der Name "Herren von Dorfelden-Hagenowe" belegt. Dieses Geschlecht war wahrscheinlich im Niddergebiet (Wasserburg Niederdorfelden) und im Büchertal begütert - erst um 1436 wurde die Verwaltung der Reichsgrafschaft von der Burg Windecken nach Hanau verlegt.

1234 Erste urkundliche Erwähnung der Burg Hanau.

1255 Ulrich II. von Münzenberg stirbt als letzter männlicher Vertreter der Münzenberger Gaugrafen. Sechs seiner Schwestern waren mit Herren des hohen Adels verheiratet: von Falkenstein, Weinsberg, Pappenheim und Schöneberg sowie Reinhard I. von Hanau. Unter diesen wurde der Münzenberger Besitz aufgeteilt und die Herren von Hanau nannten sich fortan "von Hanau-Münzenberg", obwohl sie nur ein Sechstel der Münzenberger Herrschaft geerbt hatten.

1277 Ulrich I. erwirbt vom Erzbistum Mainz den Bulauwald.

1290 Aus dem Besitz der Grafen von Rieneck erwirbt Ulrich das Amt Steinau.

1300 König Albrecht I. ernennt Ulrich I. von Hanau und seine Nachfolger zu Landvögten der Wetterau. Schon unter Ulrich III. (1346-1369) verlieren die Hanauer das Amt aber wieder.

1303 König Albrecht I. verleiht der Burg und Siedlung Hanau das gleiche Recht wie der Stadt Frankfurt. Im Schutz der Burg, die sich im Bereich des heutigen Schlossgartens befand, war im Laufe der Zeit eine Siedlung entstanden, die nun die Größe einer Stadt erreicht hatte. Mit den Stadtrechten war das Recht verbunden, Märkte abzuhalten, einen Rat mit zwei Bürgermeistern an der Spitze zu wählen sowie die Freiheit von Leibeigenschaft ("Stadtluft macht frei"). Wahrscheinlich wurde gleich danach mit dem Bau der mittelalterlichen Stadtmauer begonnen.

1317 Erste Erwähnung der Marienkirche, noch als Maria-Magdalenen-Kirche, pikanterweise in einem Ablassbrief des Mainzer Erzbischofs. Wie der Begriff "Marienkirche" entstand ist eine eigene Geschichte. 1818 (nach der Hanauer Union) wurde für die ehemalige reformierte Kirche ein Name gesucht. Den Vorschlag der Gemeinde ("Paulskirche") lehnte Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel ab und schlug stattdessen vor, sie nach der verstorbenen Landgräfin Maria, seiner Mutter, zu benennen. In jedem Fall war die Kirche ursprünglich der Maria Magdalena und nicht der Jungfrau Maria geweiht.

1320 Ludwig der Bayer verpfändet die Grafschaft Bornheimer Berg an Ulrich II. Die Orte Bockenheim, Eckenheim, Bornheim und Seckbach werden hanauische Dörfer. 1434 wandelte Kaiser Sigismund die Pfandschaft in ein erbliches Lehen um.

1333 Ulrich II. erhält aus dem Erbe der Rienecker Amt und Kloster Schlüchtern sowie Brandenstein, Schwarzenfels, Bieber und Lohrhaupten. Die Herrschaft erhält zwei zusammenhängende Gebiete am Nord- und Ostrand des Spessarts.

1349 In den Pestmassakern geht die erste jüdische Gemeinde unter.

1351 König Karl IV. verleiht Ulrich von Hanau das Judenregal, d.h. die Herrschaft über die Juden seines Territoriums. Die deutschen Kurfürsten erhalten dieses Judenregal erst 1356 mit der Goldenen Bulle.

1389 Ulrich V. von Hanau führt Fehde im Auftrag Ruprechts, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern, gegen die Reichsstadt Frankfurt.

1429 Kaiser Sigismund erhebt Reinhard II. durch eine in Preßburg ausgestellte Urkunde in den Stand der freien Reichsgrafen, wahrscheinlich, weil die kaiserliche Kasse ein Darlehen nicht zurückzahlen konnte.

1436-1451 Graf Reinhard II. verlegt Residenz und Regierung von Windecken nach Hanau. Die Stadt wächst und es entsteht eine Vorstadt im Westen außerhalb des eigentlichen Mauerrings im Bereich der heutigen Hospitalstraße. Diese erhielt ihren Namen von dem neuen Spital, das dort ebenfalls in dieser Zeit errichtet wurde. 1470 erhielt die Vorstadt eine eigene Umwehrung. Reinhard II. ließ auch die Marienkirche vergrößern. Mit seinem Tod 1451 wurde sie zur Begräbnisstätte der Grafen von Hanau-Münzenberg.

1452 Reinhard III., der nach nur einjähriger Regierung starb, handelte als einziger Hanauer Graf dem Hausgesetz Ulrichs II. zuwider, indem er gegen das alleinige Erbrecht des Erstgeborenen verstieß, jedoch aus gutem Grund. Er teilte die Grafschaft zwischen seinem minderjährigem Sohn Philipp dem Jüngeren und seinem Bruder Philipp dem Älteren. Letzterer erhielt die Gebiete südlich des Mains mit der Herrschaft Babenhausen, war aber auch gleichzeitig Vormund für den nur dreijährigen Philipp d. J. Die Gebiete sollten mit dem Tode Philipps d. Ä. wieder an Hanau-Münzenberg zurückfallen und er verpflichtete sich, nicht zu heiraten.

1458 heiratete Philipp d. Ä. trotz des Heiratsverbots Anna von Lichtenberg, die Erbtochter Ludwigs V. von Lichtenberg.

1473 Nach dem Tod Ludwigs V. und Jakobs von Lichtenberg erhält Philipp d. Ä. die große Herrschaft Lichtenberg im unteren Elsaß mit der Hauptstadt Buchsweiler. Er nennt sich seitdem Graf von Hanau-Lichtenberg. Neben Buchsweiler residiert das Grafenhaus weiterhin auch in Babenhausen.

1484 Bau des Altstädter Rathauses Ecke Metzgergasse/ Altstädter Markt. Schon 50 Jahre später wurde das Gebäude erneut für zu klein befunden und man baute von 1537-38 ein drittes Rathaus für die Altstadt Hanau (auf dem Gelände des wohl ersten Rathauses, heute Deutsches Goldschmiedehaus).

 

Neuzeit

1521 Philipp III. von Hanau-Lichtenberg (1482-1538) lernt auf dem Reichstag in Worms den Mönch Martin Luther kennen. Bald darauf führt er in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg die evangelische Lehre ein.

1528 Unter den Grafen Philipp II. und Balthasar wurde der Bau einer neuen Stadtbefestigung begonnen. Nicht nur, dass die mittelalterliche Mauer von ihrem Umfang zu klein geworden war, sie war auch nicht mehr ausreichend gegen Angriffe geschützt - mit der Erfindung des Schwarzpulvers und der Entwicklung von Kanonen war es möglich geworden, eine solche Mauer von nur 1½ Meter Stärke binnen Minuten in Stücke zu schießen. Die neue Stadtbefestigung enthielt auch mehrere Bastionen, die das Aufstellen von Kanonen ermöglichten. Ihre Mauern und Erdwerke waren mehrere Meter dick. Zudem war sie so gebaut, dass Kugeln nur selten frontal einschlagen konnten und so weniger Schaden anrichteten. Eine zweite Vorstadt schob sich nun vor der ersten bis an die Kinzig heran. Sie trägt noch heute diesen Namen. 1556 wurde der Grundstein für eine neue steinerne Brücke über die Kinzig gelegt. Auf ihr befand sich bis 1829 ein breiter Torturm, der sogenannte Margarethenturm.

1528-1561 1528 wird der evangelische Prediger Philipp Neunheller von Philipp II. nach Hanau berufen. Die Reformation setzte sich aber erst unter Philipp III. nach dem Passauer Religionsfrieden (1552) in der Grafschaft Hanau-Münzenberg durch. Das katholische Marienstift erlosch und die Kirche wurde 1558-1561 zu einer evangelischen Kirche umgebaut. Ihre gotischen Schiffe wurden in einen einzelnen Zuhörerraum umgewandelt und der Chorraum beseitigt.

1597 Am 1. Juni 1597 schlossen in Frankfurt ansässige Calvinisten mit Graf Philipp Ludwig II. die "Capitulation der Neustadt Hanau". Philipp Ludwig II. war in Dillenburg im Hause Nassau-Oranien selbst calvinistisch erzogen worden. Die Glaubensflüchtlinge aus den spanisch besetzten Niederlanden und dem heutigen Belgien waren zuvor in der Reichsstadt Frankfurt nicht besonders herzlich aufgenommen worden. Auch ihre Ansiedlung in der Neustadt Hanau verlief anfangs nicht ohne Probleme. Der Erzbischof von Mainz verbot die Ansiedlung zunächst mit dem vorgeschobenen Argument, dass der Bereich in seinen Wildbann fiel. Auch die Bewohner von Alt-Hanau beäugten den Vorgang misstrauisch. Die "Capitulation" bildete in 22 Artikeln das "Grundgesetz" der neuen Stadt und wurde 1604 durch ein "Transfix der Neustadt Hanau" ergänzt. Mit den Flüchtlingen kam ein großes Wissen in der Fertigung von Luxusgütern in die Stadt. Unter anderem sind Tuchmacher, Posamentierer (Hersteller von Borten, Bändern, Schärpen und Quasten), Leinen- und Zeugweber, Hosen- und Strumpfstricker, Hutmacher und natürlich die Schmuckwerkstätten der Gold- und Silberschmiede zu nennen. Dafür forderten die Neubürger volle Handelsfreiheit und die Aufhebung der Zünfte. Es ist der große Verdienst eines weitsichtigen Landesherrn, der alle Probleme diplomatisch aus dem Weg räumte.

1603 Im Dezember erlässt Philipp Ludwig ein Privileg zur Ansiedlung einer jüdischen Gemeinde in Hanau. Zwischen der Alt- und der Neustadt entsteht gewissermaßen als "dritte Stadt" die Judengasse. Während der "Fettmilch-Unruhen" in Frankfurt finden im Sommer 1614 etwa 250 Juden aus Frankfurt ihre vorübergehende Zuflucht in Hanau.

Die Neustadt wurde von vornherein mit einer eigenen zeitgemäßen Befestigungsanlage geplant, die Befestigung der Altstadt angepasst. Auch erlaubte die planmäßige Anlage der Stadt ein regelmäßiges Straßennetz, wie es sich auch heute noch in der Hanauer Innenstadt findet. Schon im Jahr des Vertragsabschlusses wurden die ersten Häuser in der Neustadt gebaut. Die Inschrift des ersten Hauses "zum Paradies" hat bis heute überlebt, auch das Haus Lossow am Markt wurde 1597 errichtet. Schon 1620 standen über 370 massive Häuser von nicht gerade geringem Reichtum. Darin zeigt sich der Fleiß, mit dem die Vertriebenen sich eine neue Heimat aufbauen wollten. Eine eigene große Doppelkirche (heute Wallonisch-Niederländische Kirche) war bereits 1611 fertig gebaut.

Beide Städte existierten bis um 1835 parallel nebeneinander. Neben einer räumlichen Trennung durch eine Befestigung zwischen Alt- und Neustadt besaßen beide Städte eigene Verwaltungen und Stadträte mit jeweils eigenen Bürgermeistern.

1610 Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg schließt mit seinem Vetter Johann Reinhard I. von Hanau-Lichtenberg einen Erbvertrag. Erlischt die eine Linie, so tritt die andere ohne Verhandlungen die Erbfolge an.

1612 stirbt Philipp Ludwig II. im Alter von 36 Jahren. Seine Gemahlin Catharina Belgia, eine Tochter Wilhelms von Oranien, übernimmt die Regierungsgeschäfte.

1618 Beginn des Dreißigjährigen Kriegs. Die Hanauer Grafen standen als Protestanten auf der Seite des "Winterkönigs" Friedrich V. von der Pfalz. Man kann in einem kurzen historischem Abriss wie diesem kaum die Grausamkeit dieses Krieges beschreiben. Sie werden aber sehr lebendig in zeitgenössischen Darstellungen beschrieben. Grimmelshausens "Der abenteuerliche Simplicissimus" spielt zum Teil in Hanau in dieser Zeit. Mehrmals wütete die Pest in der Stadt. Marodierende Söldnertruppen machten keinen Unterschied zwischen Freund und Feind und plünderten die Bauern in ihren ungeschützten Dörfern aus. Die Bevölkerungsverluste sind schwer zu quantifizieren, dürften aber in der Grafschaft Hanau bei mindestens 50% gelegen haben.

1622 Kaiserliche Truppen unter Tilly plündern das Hanauer Land.

1630 Absetzung Wallensteins als kaiserlicher Feldherr. Die Schweden landen unter Gustav Adolf in Pommern. Tilly wird bei Leipzig geschlagen. Gustav Adolf zieht mit seinem Heer, von den Protestanten zunächst als Retter begrüßt, durch Thüringen und Franken. Ein Jahr später fällt Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen. Graf Philipp Moritz übergab die Festung Hanau zwei heranrückenden schwedischen Reiterregimentern. Gustav Adolf verlangte acht Kompanien Fußvolk und ernannte Philipp Moritz zum Obersten, der aber 1634 über Metz nach Holland reiste. Eine schwedisch-schottische Besatzung unter dem schottischen General Ramsay wurde in die Stadt gelegt. Ramsay wird in zeitgenössischen Quellen beschrieben:
"[Er war] im hohen Grad verschlagen und seinem Worte war nicht recht zu trauen; er war genußsüchtig und rücksichtlos und von einer Gewalttätigkeit, die ihres Gleichen suchte."
Zwar ließ Philipp Moritz seinen Bruder Johann Jakob zur Wahrung seiner Interessen zurück, dieser verließ Hanau aber auch bald, nachdem er feststellen mußte, dass Ramsay alles unter seine Kontrolle gebracht hatte. Er ging zum Heer Herzog Bernhards von Weimar ins Elsaß, wo er 1636 beim Sturm auf Zabern fiel. Indes ging es den Hanauern unter der Besatzung nicht gut. Neben der Tatsache, dass Nahrungsmittel durch die Verknappung immer teurer wurden, hatten sie für die einquartierten Truppen aufzukommen.

1635 Im September 1635 legte der kaiserliche General Guilleaume de Lamboy ein Belagerungsheer vor die Festung Hanau. Die Stadt war damit vom Umland abgeschnitten. Tausende Flüchtlinge aus umliegenden Ortschaften vergrößerten das Elend. Lamboys Armee machte keine Versuche, die Festung im Sturm zu nehmen. Stattdessen plante man, Hanau durch Aushungern zur Kapitulation zu zwingen. Unvorstellbare Zustände herrschten in der Stadt. Etwa hundert Jahre später schildert der Hanauer Historiker und Archivar Johann Adam Bernhard sie folgendermaßen, während er sich seinerseits auf einen Aufsatz eines älteren Bürgers bezieht:
"... Wurden auch einige Pferde, welche wol gehalten, von freund und feind niedergeschoßen, fielen die arme leuthe auß und brachten so viel wie möglich zu ihrem unterhalt stückweiß herein. Wie sie dann auch esels, hund und ander fleisch gekochet und auf dem Marck fast täglich verkaufet. Katzen waren vor Wildpret außgefangen, etliche Fleischbegierige handelten dem Scharfrichter gedörret Schindfleisch ab. Allerley Kräuter ohne unterschied wurden von den armen einwohnern und eingeflüchteten gesamlet und ohngesalzt und geschmälzt gegeßen, auß welchem unnatürlichen Speißegebrauch hernach so viele 100 menschen schwere Kranckheiten, Lähme, Scharbock und Faulung erlitten, auch etliche auf der Gaß verschmacht und niedergefallen..."

1636 Nach neunmonatiger Belagerung rückte im Juni 1636 auf Geheiß seiner Gemahlin Amelia, einer Tochter von Philipp Ludwig II. und Catharina Belgia, ein Entsatzheer unter Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel und dem schwedischen General Lesle heran und befreite die Stadt. Seitdem wurden jährlich Dankgottesdienste abgehalten, aus denen sich ab 1800 das Lamboyfest entwickelte.

1638 Graf Philipp Moritz konnte im Februar 1638 zurückkehren und die Stadt vom Regiment Ramsays befreien. Dieser hatte sich offensichtlich Hoffnung auf eine Herrschaft über die Stadt gemacht, denn während der Abwesenheit des Grafen hatte er auch dessen Briefe an seine Untertanen abgefangen. Im August desselben Jahres stirbt der Graf im Alter von 33 Jahren, wie auch den meisten Hanauer Grafen kein langes Leben beschieden war.

bis 1642 Auf Philipp Moritz folgte 1638 sein erst sechsjähriger Sohn Philipp Ludwig III., für den seine Mutter die Regentschaft führte. Drei Jahre später starb auch er. Ihm folgte 1641 Johann Ernst, ein Sohn eines Bruders Philipp Ludwigs II. Nach nur dreimonatiger Herrschaft segnete auch er als letzter männlicher Vertreter seines Hauses das Zeitliche. Damit war die Linie Hanau-Münzenberg erloschen. Gemäß dem Erbvertrag von 1610 erbte die Hanau-Lichtenberger Linie, die jetzt wieder die gesamten Hanauer Lande besaß. Graf Philipp Wolfgang von Hanau-Lichtenberg war ebenfalls 1641 verstorben. Ihm folgte sein ältester Sohn Friedrich Casimir, der, erst neunzehnjährig, nach nur einem Jahr die Grafschaft Hanau-Münzenberg erbte. Auf Schleichwegen brachten Boten durch das Kriegsgebiet die Nachricht von Hanau nach Buchsweiler. Friedrich Casimir reiste nach Hanau, wo er fortan residierte. Als Lutheraner gelobte er den einheimischen Reformierten ungehinderte Religionsausübung.

1643 Mit Hilfe der Schwester seines Vorgängers Philipp Moritz, der Landgräfin Amelia Elisabeth von Hessen-Kassel, gelang es Friedrich Casimir, seine Ansprüche auf die Grafschaft gegenüber dem Erzbischof von Mainz durchzusetzen. Aus Dankbarkeit schloss er einen Erbvertrag, der besagte, dass die Grafschaft an Hessen-Kassel fallen sollte, wenn die Hanauer Grafen in der Manneslinie aussterben sollten. 1647 heiratete Friedrich Casimir die Witwe von Philipp Moritz, Sybille-Christine von Anhalt-Dessau.

1658-1662 Nachdem Friedrich Casimir als Lutheraner in der Schlosskapelle lutherische Gottesdienste abhalten ließ, erfreute sich die Gemeinde eines regen Zulaufs. 1658-1662 wurde eine eigene Kirche für die lutherische Gemeinde errichtet (heute Alte Johanneskirche), 1727-29 umgebaut. Sie diente fortan als Pfarrkirche der lutherischen Gemeinde und Hofkirche des Grafenhauses. Auch die Familiengrablege der Hanau-Lichtenberger befand sich hier, während die Hanau-Münzenberger in der heutigen Marienkirche bestattet sind.

1661 Gründung der Hanauer Fayence-Manufaktur, der ersten auf deutschem Boden.

1665 Gebäude der Hohen Landesschule nach langjähriger Bauzeit fertiggestellt.

1669/1670 1669 ist das Jahr eines der kuriosesten Kapitel in der Geschichte Hanaus. Graf Friedrich Casimir, anscheinend weniger größenwahnsinnig als von schlechten Ratgebern umgeben, beauftragte seinen Geheimrat Becher, Kontakt mit der Holländisch-Westindischen Handelskompanie aufzunehmen, mit dem Ziel, einen Landstrich in Niederländisch-Guayana (zwischen Orinoco und Amazonas) zu erwerben. Am 28. Juli 1669 kehrte Becher aus Amsterdam mit einem Kaufvertrag über 3000 Quadratmeilen zurück - die Grafschaft Hanau zählte damals ganze 44 Quadratmeilen. Die Kanonen der Festung Hanau donnerten!

Doch das Unternehmen "Hanauisch-Indien" scheiterte an den Unsummen von Geld, die es verschlang und dem ungesunden Klima in Südamerika. Friedrich Casimir war gezwungen, das Amt Nauheim zu verpfänden. Verwandte beantragten beim Hofrat Kaiser Leopolds I. in Wien, die Einnahmen der Grafschaft unter Aufsicht stellen zu lassen. Der Kaiser entsprach der Bitte und unterstellte den Grafen der Vormundschaft des Landgrafen von Hessen-Kassel. 1670 unterwarf sich Friedrich Casimir und regierte fortan wesentlich sparsamer. Er starb 1685 kinderlos. Das Erbe traten die beiden Söhne seines Bruders (Johann Reinhard II.), Philipp Reinhard und Johann Reinhard III. an.

1701 Baubeginn von[nbsp]Schloss Philippsruhe unter Philipp Reinhard von Hanau-Lichtenberg.

1709 Beim Kräutersammeln entdecken zwei Wachenbuchener Frauen im Wald eine eisenhaltige Quelle, der Beginn des späteren Kurbades Wilhelmsbad.

1712 Die ersten Räume von Schloss Philipsruhe sind bezugsfertig (endgültige Fertigstellung 1714). Graf Philipp Reinhard beginnt mit dem Bau des Marstalls am Schlossplatz.

1713 Noch während des Marstallbaus beginnt Johann Reinhard III. einen Nordflügel (Fürstenbau) an das Stadtschloss anzubauen, das aus der mittelalterlichen Burg hervorgegangen ist.

1722-1733 Wohl angeregt durch den baufreudigen letzten Hanau-Lichtenberger Grafen Johann Reinhard III. entstehen das Frankfurter Tor und das Neustädter Rathaus.

1736 Mit Johann Reinhard III. stirbt siebzigjährig der letzte männliche Vertreter des Hanauer Grafenhauses. Bereits vor seinem Tod hatte er bestimmt, dass die Gebiete südlich des Mains an den Gatten seiner einzigen, 1726 gestorbenen Tochter Charlotte, Erbprinz Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt fallen sollten. Die übrigen Stammlande bekam gemäß des Erbvertrags von 1643 Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel. Damit war die Grafschaft Hanau kein eigenständiges politisches Territorium mehr.

1759-1762 Da Wilhelm VIII. im Siebenjährigen Krieg auf der Seite Friedrichs des Großen stand, besetzten französische Truppen Hessen-Kassel und Hanau. Bei Bergen und Bad Nauheim kommt es zu schweren Kämpfen, in denen die französischen Truppen den Angriff der preußischen Verbündeten abwehren. Nach dem Abzug der Franzosen nahm die Landgräfin Marie ihren Wohnsitz in Hanau und residierte abwechselnd im Stadtschloss und in Philippsruhe.

1763 Landgräfin Marie von Hessen-Kassel lässt den Fürstenbau des Stadtschlosses durch einen hufeisenförmigen Anbau erweitern, den sog. Friedrichsbau. Bei der Zerstörung Hanaus im Zweiten Weltkrieg wurden beide Gebäude ausgebombt und nach dem Krieg abgerissen, statt erhalten zu werden. Man muss sich den Friedrichsbau in der südwestlichen Gebäudeflucht der heutigen Karl Rehbein-Schule vorstellen. Die U-Form umrahmte den Marstall. Der Fürstenbau bildete, vom Schlossplatz aus gesehen, dessen Abschluß zum Schlossgarten.

1764-1785 Der Nachfolger Wilhelms VIII. von Hessen-Kassel, Friedrich II., blieb von der Verwaltung der Grafschaft Hanau ausgeschlossen. Stattdessen regierte der junge Erbprinz Wilhelm (IX.), derselbe wurde später als Kurfürst Wilhelm I. zu einer der umstrittensten Gestalten der hessischen Geschichte. In jedem Fall hat er die Stadt Hanau großzügig gefördert. 1765 ließ er die Befestigung zwischen der Alt- und Neustadt Hanau niederreißen. Es entstanden Esplanade und Paradeplatz (heute Freiheitsplatz). 1768 läßt er dort das Stadttheater und das Kollegienhaus (heute Behördenhaus) errichten.

1772 Wilhelm unterzeichnet am 20. Juli die Stiftungsurkunde der Zeichenakademie.

1776 Wilhelm verleiht im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg hessische Soldaten an seinen Onkel König Georg IV. von England. Etwa 2400 Hanauer gingen nach Amerika. Die eingenommenen Gelder erlauben es Wilhelm, die Kuranlage Wilhelmsbad zu erbauen (Baubeginn 1777)

1777 Translozierung des Zeughauses mit Wache aus Herrenhausen auf den Paradeplatz.

1781 Eröffnung des Comoedienhauses Wilhelmsbad. Freimauertagung in Wilhelmsbad.

1785/1786 Geburt der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm am Paradeplatz (heute Freiheitsplatz). 1790 wird ihr "Malerbruder" Ludwig Emil in der Langstraße geboren.

1800 In der Judengasse wird Moritz Daniel Oppenheim geboren, der später berühmte Maler des jüdischen Genrelebens, Porträtist von Heine, Börne und der Rothschilds.

1806 Unter Napoleon Bonaparte kommt Hanau unter französische Militärverwaltung. Französische Truppen besetzen die Grafschaft und schleifen die Befestigungsanlagen, Einführung des Code Civil, Gleichstellung der Juden, Gründung einer katholischen Gemeinde, Gründung der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau 1808 e.V.

1813 Herbstfeldzug Napoleons und Völkerschlacht bei Leipzig. Eine 30.000 Mann starke bayerisch-österreichische Armee unter General Wrede besetzt Hanau und versucht, Napoleon den Rückweg zum Rhein zu versperren. Durch Thüringen folgte Blüchers Armee den Franzosen. Es kommt zur Schlacht bei Hanau am 30. Oktober 1813. Der bayerischen Artillerie geht schon um 15 Uhr das Pulver aus und sie muss sich zurückziehen.

Am nächsten Tag drangen die Franzosen in Hanau ein. Wrede versuchte, die Franzosen aus der Stadt zu vertreiben. Die Vorstadt wurde von französischer Artillerie beschossen. Wrede wurde auf der Kinzigbrücke verwundet. Am nächsten Morgen sind die Franzosen fort. Letzter Sieg Napoleons auf deutschem Boden. Napoleon erreicht zwei Tage später Mainz. Blücher versucht ihm zu folgen, überschreitet aber erst in in der Neujahrsnacht 1814 bei Kaub den Rhein. Kurfürst Wilhelm kehrt aus dem Exil zurück. Seine Soldaten müssen sich wieder den vorrevolutionären Zopf wachsen lassen, den sie erst nach dem Tod Wilhelms 1821 abschneiden dürfen ("ein alter Zopf"). Er versuchte, das Rad der Zeit um 7 Jahre zurückzudrehen (deshalb auch gerne "Siebenschläfer" genannt).

1814 Goethe besucht Hanau. Der Ehrengast wünschte "... entschieden mit einem dramatischen Abend bedacht zu werden." Die "Hanauer Gesellschaftsbühne" spielt aber das Lustspiel "Der Vetter aus Bremen".

1817 Gründung des ersten Turnvereins in Hanau.

1818 "Hanauer Union": 59 reformierte und 22 lutherische Pfarrer sowie zahlreiche Kirchenälteste vereinigen ihre Gemeinden zur "unierten Kirche". Einzig die Wallonisch-Niederländische Gemeinde tritt der Union nicht bei und bleibt bis heute eine eigenständige reformierte Gemeinde.

1829 Kurfürst Wilhelm II. lässt die älteren Teile des Hanauer Stadtschlosses, die aus der Wasserburg hervorgegangen sind niederreißen, um von den neueren Teilen des Schlosses einen besseren Blick in den Schlosspark zu erhalten. Ein Jahr später kommt es in Hanau zu Unruhen ("Hanauer Krawalle"), die mit der Erstürmung des Mainzollamtes durch Hanauer Bürger gipfelten. Die Aufrührer wurden später zum Strafdienst herangezogen und mussten Im Hafengebiet Entwässerungsgräben ausheben ("Am Krawallgraben"). Hanau wurde in der Folgezeit zu einer Hochburg der revolutionären Turnerbewegung.

1832 Im Juni fand wenige Wochen nach dem Hambacher Festes das Wilhelmsbader Fest mit mehr als 10.000 Teilnehmern statt. Hierbei kritisierten die Redner die politischen Verhältnisse und forderten Reformen. Außerdem kursierten in der Stadt einige ultraliberale Blätter, die sich mit heftiger Kritik an der Kasseler Politik nicht zurückhielten.

1837 Gründung der Turngemeinde Hanau.

1844 Gründung des Hanauer Geschichtsvereins, der sich anfangs noch "Bezirksverein der Provinz Hanau für Hessische Geschichte und Landeskunde" nannte.

1848 Im Februar 1848 verlangte eine Hanauer Deputation vom Kurfürsten die Menschenrechte und eine Verfassung ("Hanauer Ultimatum"). Graf von Galen, der preußische Geschäftsträger in Kassel meldete nach Berlin: "die frechste Eingabe, die deutsche Untertanen je an ihren Fürsten gerichtet hatten." Nachdem die Hanauer Delegation, die seit dem 1. März in Kassel weilte, schon mit ihrer Abreise gedroht hatte, was einen Bürgerkrieg ausgelöst hätte, nahm Friedrich Wilhelm die Petition an und schuf die erste "demokratische" Verfassung in Deutschland. Bernhard Eberhard, Hanauer Oberbürgermeister, wird Hessischer Innenminister und zeitweise Ministerpräsident.

Am 2. April fand in der Wallonischen Kirche in Hanau der erste Turnertag statt. Dort erinnert heute eine Gedenktafel an das Ereignis, Gründung des Deutschen Tunerbundes.
Am 10.9. wurde die Eisenbahnline Frankfurt-Hanau eröffnet.

1849 Die Hanauer Turner unterstützten unter Anführung von August Schärttner den badischen Maiaufstand, der am 21. Juni mit der Niederlage der[nbsp]bei Waghäusel endete. Zuvor errangen sie in dem Gefecht bei Hirschhorn am Neckar den wohl einzigen Sieg für die Revolution. Sie hatten am 14. Juni erfolgreich das Schloss Hirschhorn gegen bayerische, kurhessische und mecklenburgische Verbände verteidigt. Im Zuge der Staatsdienerrevolution wird unter Kurfürst Friedrich Wilhelm I. und Ministerpräsident Ludwig Hassenpflug (einem Schwager der Brüder Grimm) Wilhelmsbad 1850 Regierungsitz von Hessen-Kassel.

1866 Preußische Truppen rücken nach der Schlacht von Königgrätz (3.Juli) in Hanau am 16.7. ein. Kurhessen und Nassau werden zur preußischen Provinz.

1873 Fertigstellung der Mainbrücke zwischen Hanau und Steinheim.

1875 In der Bulau wird eine Pulverfabrik errichtet.

1893 Am 23. März wird in der Gaststätte "Mohr" an der Krämerstraße der 1. Hanauer Fußball Club 1893 gegründet. Neben dem VfB Stuttgart, der im gleichen Jahr gegründet wurde, handelt es sich um den ältesten Fussballverein Süddeutschlands.

1895 Geburt von Paul Hindemith.

1896 Einweihung des Brüder Grimm-Nationaldenkmals auf dem Neustädter Markt.

1897 Anlässlich des 300-jährigen Bestehens der Neustadt Hanau wird dem Gründer, Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg, ein Denkmal an der Wallonisch-Niederländischen Kirche gesetzt.

um 1900 Oberbürgermeister Eugen Gebeschus erreicht die Verlegung von Eisenbahnregimentern von Berlin nach Hanau, das Lamboygebiet mit seinen ausgedehnten Kasernenanlagen entsteht. Am 28. März 1907 wurde die Hanauer Straßenbahn AG gegründet. Sie nahm in der Jahresmitte 1908 den Betrieb mit zunächst zwei Linien und einem Streckennetz von 5,2 km auf.

1918 Im Zuge der Revolution Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrats. Sozialisten besetzen das Kreisgebäude.

1919 Regierungstruppen bringen Hanau unter Regierungsgewalt.

1920 Französische Truppen besetzen Hanau.

1924 Bau des Hanauer Mainhafens unter Oberbürgermeister Dr. Kurt Blaum.

1933 Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, Blaum wird aus dem Amt entfernt. 1940 wird auch der Geschichtsverein vom NS-Bürgermeister "gleichgeschaltet".

1938 Progromnacht in Hanau, über 250 Jüdinnen und Juden aus Hanau werden verfolgt, in Konzentrations- und Vernichtungslagern umgebracht. Ihrer wird seit 2010 mit der Gedenkstätte Ehemalige Ghettomauer gedacht, an deren Realisierung[nbsp]der Hanauer Geschichtsverein maßgeblich mitgewirkt hat.

1942 Das Altstädter Rathaus wird zum Deutschen Goldschmiedehaus umfunktioniert. Die Sammlungen des HGV in den Räumen kommen ins Stadtschloss, wo ein Großteil, besonders die römerzeitlichen sowie die vor- und frühgeschichtlichen Fundstücke aus dem Altkreis Hanau am 6. Januar 1945 zusammen mit Teilen der Bibliothek verbrennt.

1945 Nachdem die Stadt schon am 6. Januar schwer von Bomben getroffen wurde (Stadtschloss), legten alliierte Bomber (Royal Air Force) in den Morgenstunden des 19. März die Innenstadt in Schutt und Asche – zehn Tage vor dem Einmarsch der US-Army. Rund 2.500 Menschen sterben. Die Einwohnerzahl sinkt unter 10.000. Hanau hatte seine bedeutendsten Denkmäler verloren, von denen in der Folgezeit trotz des Engagements des HGV nur ein Teil wiederaufgebaut wurde. Die Altstadt Hanau hat heute ihr mittel- bzw. renaissancezeitliches Gesicht völlig verloren. Die Ruinen des Stadtschlosses, des Zeughauses und des Stadttheaters wurden abgerissen, ebenso viele Reste der Stadtbefestigung. Der kleinere Teil der Wallonisch-Niederländischen Doppelkirche wurde wieder aufgebaut, der größere Teil beherbergt ein Diakoniezentrum mit Mahnmal für die Zerstörung der Stadt von Walter Kromp. Trümmerbeseitung und Vorbereitung des Wiederaufbaus durch Einrichtung des "Hanauer Ehrendienstes".

1964 Einrichtung des Historischen Museums Hanau Schloss Philippsruhe.

1972/74 Hessische Gemeinde- und Gebietsreform mit Eingliederung der heutigen Stadtteile Mittelbuchen, Klein-Auheim, Großauheim mit Wolfgang, Steinheim und Hohe Tanne.

Weitere Zeitleisten finden Sie auf www.hanau.de oder www.wikipedia.de